Wenn ein Journalist der linksliberalen Süddeutsche Zeitung ein Buch über den katholischen Glauben schreibt und darin die Alte Messe als „großen Schatz“ verteidigt, darf man aufhorchen. Tobias Haberl, Autor des Bestsellers „Unter Heiden. Warum ich trotzdem Christ bleibe“, betonte im Corrigenda-Interview, dass die überlieferte Liturgie für ihn ein Ausdruck tiefster Ehrfurcht vor Gott sei – und zugleich ein Stück katholischer Identität, das es zu bewahren gelte.
Haberl betonte: „Ich liebe die Alte Messe, es gibt aber auch wunderbare Messen im neuen Ritus. Ich glaube an die Pluralität in unserem Glauben.“ Die Alte Messe sei für ihn kein Zeichen kirchenpolitischer Abgrenzung.
„Ich bin kein Traditionalist, der die Alte Messe für die alleingültige Form hält, trotzdem schätze ich sie für ihre Schönheit und ihre Tradition, weil sie zeigt, worum es im Glauben geht, nämlich Ehrfurcht vor Gott“, erklärte Haberl.
Er habe das entsprechende Kapitel seines Buches bewusst geschrieben, um „etwas gegen die Tendenz zu tun, sie zu verbieten oder zum Verschwinden zu bringen“. Denn die überlieferte Liturgie sei, so seine Überzeugung, „ein großer Schatz, den es zu erhalten gilt“. Eine klare Grenze zog der Journalist jedoch: „Was ich nicht mag: wenn sie politisch instrumentalisiert wird.“
Dass ein Autor aus dem Umfeld der Süddeutschen Zeitung öffentlich ein solches Bekenntnis ablegt, überrascht auch ihn selbst. „Ich melde mich gelegentlich mit einem religiösen Thema, und damals bin ich glücklicherweise durchgedrungen“, sagte Haberl über seine Titelgeschichte „Unter Heiden“.
Es sei keineswegs selbstverständlich, dass ein linksliberales Magazin ein „Glaubenszeugnis eines Autors als Titelgeschichte“ bringe – „noch dazu mit durchaus konservativer Grundhaltung“.
Im Hintergrund steht für Haberl eine breitere Diagnose. „Die meisten meiner Kollegen nehmen gar nicht wahr, dass es diese Welt überhaupt gibt“, sagte er über die journalistische Blase.
Umso wichtiger sei es für ihn, dass Laien das Glaubenszeugnis übernehmen: „In einer Zeit, in der die Kirche sehr mit sich selbst beschäftigt ist, auch unter Druck steht und – übrigens zu Recht – Vertrauen verloren hat, gerade in einer solchen Zeit sind Laien, Sie und ich und Millionen andere gefragt, von Jesus Christus zu erzählen.“
Das Christentum sei, so Haberl, die Religion der Wahrheit. „Die gegenwärtige Gesellschaft reagiert skeptisch oder sogar aggressiv, wenn von Wahrheit gesprochen wird“, sagte er. „Aber für mich ist Gott eine Wahrheit, vielleicht die einzige, die es gibt.“
Ein zentrales Motiv in Haberls Denken ist der eigene Tod: „Es ist offensichtlich schlecht, wenn man einen entscheidenden Teil der menschlichen Existenz so behandelt, als gäbe es ihn nicht.“ Wer den Tod ignoriere, lebe „nicht in der Wirklichkeit“, sondern in einer ständigen Angst, möglichst viel aus dem Leben herauszupressen.
