Gesichtslose Krippe auf zentralem Platz in Brüssel sorgt für Aufregung

Gesichtslose Krippe auf zentralem Platz in Brüssel sorgt für Aufregung

Eine neue Krippe mit gesichtslosen Stofffiguren, die auf dem historischen Grand-Place (Grote Markt) in Brüssel aufgestellt wurde, und der Diebstahl des Jesuskindes haben in ganz Europa heftige Debatten ausgelöst. Kritiker bezeichnen die Installation als Auslöschung christlicher Tradition, während Befürworter sie als integrative Kunst verteidigen.

Die traditionellen Holzfiguren wurden durch Figuren aus recycelten Textilien ersetzt, deren Gesichter nur aus Patchworkstoffen in Beige- und Brauntönen bestehen. Die Künstlerin Victoria-Maria Geyer fertigte die Krippenfiguren aus Stoff ohne erkennbare Gesichtszüge an.

Die Installation mit dem Titel „Fabrics of the Nativity” wurde im Rahmen einer Ausschreibung ausgewählt, nachdem Stadtbeamte erklärt hatten, dass die bisherige hölzerne Krippe zu stark beschädigt sei, um weiter verwendet zu werden. Der Dekan der Kathedrale St. Michael und Gudula war an der Suche nach einem neuen Projekt beteiligt und genehmigte es, wie sowohl aus städtischen als auch aus kirchlichen Quellen zu erfahren war.

In den sozialen Medien stieß die Installation sofort auf Kritik. Der belgische Fußballnationalspieler Thomas Meunier löste mit seinem Kommentar „Wir haben den Tiefpunkt erreicht […] und graben weiter” eine breite Reaktion auf X aus. Sein Beitrag wurde der tausende Male geteilt.

Der konservative amerikanische Publizist Rod Dreher, der ausführlich über das europäische Christentum geschrieben hat und seit mehreren Jahren in Ungarn lebt, stellte die Brüsseler Installation dem Ansatz seiner Wahlheimat gegenüber. Er veröffentlichte ein Foto einer traditionellen hölzernen Krippe vor dem ungarischen Parlament und schrieb dazu: „Ein christliches Land, das sich für das Geschenk des Glaubens nicht schämt.“

Georges Dallemagne von der Brüsseler Christdemokratischen Partei bezeichnete die fehlenden Gesichter als „sehr schockierend“: „Die Krippe ist eine Botschaft der Universalität, keine Zombie-Ausstellung.“ Der Vorsitzende der Liberalen Partei, Georges-Louis Bouchez, nannte die Installation eine „Beleidigung unserer Traditionen“ und forderte ihren Ersatz.

Wouter Duyck von der Universität Gent vermutete, dass politische Korrektheit und die Angst, die zahlenmäßig bedeutsame islamische Bevölkerung Brüssels zu verärgern, die wahren Beweggründe waren: „Im Islam werden die Gesichter von Propheten nicht dargestellt.“

Beamte verteidigen Installation

Der Brüsseler Bürgermeister Philippe Close, ein Mitglied der Sozialistischen Partei, verteidigte die Entscheidung für die gesichtslose Krippe. Auf einer Pressekonferenz am Freitag erklärte Close: „In dieser Weihnachtszeit müssen wir uns zurückhalten.“ Die Stadt wolle die Tradition der Krippe beibehalten, während andere sie vollständig entfernt hätten.

„Die alte Krippe war seit 25 Jahren in Gebrauch und wies viele Mängel auf“, sagte Close. „Es war an der Zeit, eine neue Richtung einzuschlagen. Wir sind sehr zufrieden mit Victoria-Marias Kreation und möchten sicherstellen, dass die Künstlerin nicht persönlich angegriffen wird.“

Dean Benoît Lobet von der Kathedrale St. Michael und Gudula verteidigte die Installation ebenfalls und interpretierte die zerknitterten Stoffe als Symbole der Unsicherheit: „Die historischen Figuren in der Krippe waren unsichere Menschen, die überall abgelehnt wurden.“

Die Kontroverse verschärfte sich am Wochenende, als der Kopf der Jesuskind-Figur entfernt wurde. Vertreter der Stadt haben die Figur ersetzt und angekündigt, den Ort besser zu überwachen.

Internationale Reaktionen

Die Installation soll mindestens fünf Jahre lang an diesem UNESCO-Weltkulturerbe bleiben. Die liberale Partei von Bouchez hat eine Petition gestartet, in der sie die Rückkehr einer traditionellen Krippe fordert, und erklärte: „Diese gesichtslosen Figuren sehen eher wie eine Hommage an die Zombies aus, die man an den Brüsseler Bahnhöfen findet, als wie eine Krippe.“

Die Debatte hat sich über die Grenzen Belgiens hinaus ausgeweitet, wobei internationale Medien sie als Symbol für die allgemeinen Spannungen hinsichtlich der europäischen Identität und des religiösen Erbes auf einem zunehmend vielfältigen Kontinent darstellen.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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