Gregor der Große: Papst, Mönch und Kirchenvater

Gregor der Große: Papst, Mönch und Kirchenvater

Heute gedenkt die Kirche des heiligen Gregor des Großen, Papst von 590 bis 604, der als einer der bedeutendsten Kirchenväter gilt und die Entwicklung des mittelalterlichen Papsttums maßgeblich prägte.

Gregor, um 540 in Rom geboren, entstammte der angesehenen Patrizierfamilie der Anicier, die bereits Kaiser und einen Papst hervorgebracht hatte. Nach einer Karriere als praefectus urbi, dem höchsten Verwaltungsamt Roms, zog er sich 575 ins Kloster zurück, nachdem er sein Vermögen verkauft und den Erlös an die Armen verteilt hatte. In seinem römischen Stadthaus gründete er ein Kloster, das noch heute besteht.

Lange blieb ihm das klösterliche Leben jedoch nicht. Papst Pelagius II. entsandte ihn als Gesandten nach Konstantinopel, bevor er 590 selbst zum Papst gewählt wurde – als erster Mönch auf dem Stuhl Petri.

Gregor übernahm die Leitung der Kirche in einer Zeit größter Not: Überschwemmungen und Pest hatten Rom verheert, Flüchtlinge strömten in die Stadt, die Langobarden bedrohten mit ihren Heeren das Umland.

Da der byzantinische Kaiser in Konstantinopel kaum eingriff, organisierte Gregor die päpstlichen Güter in Italien, Sizilien und Nordafrika neu und schuf eine Art eigene Verwaltung, die Rom mit Getreide versorgte und den Grundstein für den späteren Kirchenstaat legte.

Auch außenpolitisch erwies er sich als geschickter Diplomat. 593 verhinderte er eine Belagerung durch König Agilulf, indem er eine jährliche Tributzahlung zusagte – ein Schritt, den er ohne Zustimmung des Kaisers unternahm.

In Briefen an Königin Theudelinde, die katholisch war, betonte er Freundschaft und Glaubensbindung; er sandte ihr Reliquien und das sogenannte Gregorius-Kreuz. Ziel seiner Politik war es, die Langobarden zum katholischen Glauben zu führen und gleichzeitig einen stabilen Frieden für Italien zu erreichen.

Von bleibender Wirkung war Gregors Missionspolitik. 596 schickte er Augustinus und rund vierzig Mönche nach England, wo sie im Königreich Kent das Christentum verkündeten. Trotz anfänglicher Zweifel der Missionare hielt Gregor am Plan fest.

König Æthelberht ließ die Predigt zu und trat selbst zum Glauben über, was zur Gründung der Kirche von Canterbury führte. Damit war die Christianisierung Englands eingeleitet.

Innerhalb der Kirche setzte Gregor liturgische und administrative Reformen durch. Er nannte sich „servus servorum Dei“ – Diener der Diener Gottes – und verstand dieses Motto als Leitlinie für sein Amt. Auch wenn der Gregorianische Choral erst nach ihm voll ausgebildet wurde, gilt er doch als entscheidender Impulsgeber für die liturgische Musik. Die Einführung der Stationsgottesdienste, bei denen das Volk in Prozession zur Messe zog, geht auf ihn zurück.

Sein schriftstellerisches Werk war umfangreich. In der „Regula Pastoralis“, der Pastoralregel, formulierte er Leitlinien für das Hirtenamt der Bischöfe. Diese Schrift wurde später bei Bischofsweihen verpflichtend gelesen und sogar von Alfred dem Großen ins Altenglische übersetzt.

In den „Dialogi“ schilderte er das Wirken heiliger Männer Italiens und widmete ein ganzes Buch dieser Dialoge dem heiligen Benedikt.

Gregor führte das Papsttum in eine neue Epoche. Mit kaiserlicher Duldung übernahm er politische, militärische und soziale Aufgaben, die eigentlich der römischen Verwaltung oblagen.

Er sorgte für Flüchtlinge, organisierte Almosen und predigte regelmäßig. Seine volkstümlichen Auslegungen der Schrift, gespickt mit Anekdoten, machten ihn zu einem Vorbild der Predigtkunst im Mittelalter.

Gregor starb am 12. März 604 in Rom. 1295 wurde er heiliggesprochen. Zusammen mit Augustinus, Ambrosius und Hieronymus gehört er zu den vier großen Kirchenlehrern des Westens.

Sein Wirken rettete nicht nur Rom in der Krise, sondern legte die geistigen und politischen Grundlagen für das mittelalterliche Papsttum, das Europas Geschichte über Jahrhunderte prägen sollte.

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