Dem afrikanischen Kardinal Fridolin Ambongo Besungu OFMCap zufolge hat Papst Franziskus die Erklärung des vatikanischen Dikasteriums für die Glaubenslehre über „Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“ als „Fehler“ betrachtet.
Franziskus hatte das Dokument Fiducia supplicans am 18. Dezember 2023 offiziell gutgeheißen. Daraufhin kam es zu deutlichem Widerstand von Geistlichen und Laien in aller Welt. In seiner Funktion als Präsident des „Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar“ (SECAM), also als Repräsentant aller afrikanischen Bischöfe, hatte Ambongo für ganz Afrika den Segnungen für homosexuelle Verbindungen eine Absage erteilt.
Ambongo äußerte sich gegenüber OSV News am Dienstag. Er glaube, dass Fiducia supplicans „ein schlechtes Kapitel in der Geschichte von Papst Franziskus ist, weil es sich um ein Dokument handelt, das zwischen den beiden Sitzungen der Weltynode zur Synodalität veröffentlicht wurde“, so der Kardinal. „Das Mindeste, was wir erwartet hatten, war, dass es zumindest auf der Synode diskutiert werden würde. Es wurde jedoch nicht diskutiert.“
Die vatikanische Erklärung habe „den katholischen Gläubigen und sogar darüber hinaus großen Schaden zugefügt“, fuhr er fort.
Ambongo erinnerte, er habe die einzelnen Bischofskonferenzen in Afrika um Stellungnahmen zu Fiducia supplicans gebeten. Mit einer siebenseitigen Zusammenfassung dieser Eingaben reiste Ambongo dann nach Rom, um mit Papst Franziskus zu sprechen.
„Am Tag meiner Ankunft empfing mich Papst Franziskus“, erklärte der Kardinal. „Wir sprachen darüber, und ich glaube, dass er von diesem Zeitpunkt an seine Meinung geändert hat. Seitdem ist nicht mehr von Fiducia supplicans. Das daraufhin verfasste und „mit Erlaubnis des Papstes“ veröffentlichte Dokument vom 11. Januar 2024 sei keine „Erklärung gegen den Papst“ gewesen, sagte Ambongo. Dieser habe vielmehr „verstanden, dass es sich um einen Fehler seinerseits handelte“.
Ende Januar 2024 sprach Papst Franziskus in einem Interview nicht von einem „Fehler“ – ganz im Gegenteil: „Ein Sonderfall sind die Afrikaner: für sie ist Homosexualität etwas ‚Hässliches’ aus kultureller Sicht, sie tolerieren sie nicht.“ Tatsächlich hatten die afrikanischen Bischöfe ihre Ablehnung der Segnungen biblisch begründet.
Auch im Februar 2024 hatte Franziskus die Erklärung Fiducia supplicans noch mit Nachdruck verteidigt.
