Erzbischof Bentz: „Wir dürfen uns nicht im Krisenmodus verrennen“

Erzbischof Bentz: „Wir dürfen uns nicht im Krisenmodus verrennen“

Erzbischof Udo Bentz hat am Dienstagmorgen in Fulda betont: „Wir dürfen uns nicht im Krisenmodus verrennen.“ Der Erzbischof von Paderborn predigte bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).

Bentz forderte „eine synodale Kultur“, mahnte aber: „Wenn wir die Frage nach unserer synodalen Kultur allein darauf fokussieren, wer wie mitentscheiden darf, laufen wir Gefahr, all das aus dem Fokus zu verlieren, was entscheidend zum Gelingen des Baus beiträgt. Deshalb braucht es ein Hören auf diejenigen Stimmen, die – um im Bild zu bleiben – über die Fragen eines Bauplanes, der Strukturen, der Statik, des Baumaterials hinaus Freude daran haben, am Haus Gottes zu bauen; diejenigen Stimmen, die eine Vision davon haben, wie das Vertrauen in die Treue Gottes zu seinem Volk – und damit die Hoffnung auf Zukunft neu gestärkt werden kann.“

„In unseren Diözesen wird heute weniger neu gebaut als vielmehr gerungen und überlegt, wie man zurückbauen kann: weniger Gebäude, weniger Ressourcen, weniger Möglichkeiten“, erläuterte der Erzbischof. „Das ‚Weniger‘ ist oft zur entscheidenden Leitkategorie geworden. Das bleibt nicht ohne Folgen.“

„Bei nicht wenigen nagt in der Tiefe der Zweifel, den das Volk Israel in ähnlicher Weise kannte“, sagte er. „Warum ist das so? Wie sind wir da hineingeraten? Ist Gott dennoch treu? Gibt es dennoch in irgendeiner Weise Hoffnung auf Zukunft? Mit diesem nagenden Zweifel und der Verunsicherung in uns versuchen wir weiterzubauen: Ist uns bewusst, wo überall diese Verunsicherung zu einer Art ‚stiller Bauleitung‘ geworden ist?“

Bentz führte aus: „Wir planen dann vom Mangel her – wir denken vor allem das ‚Weniger‘. Wo die Verunsicherung die Bauleitung übernommen hat, richten wir Stützen ein, wo bodentiefe Fenster hingehören. Wir dämmen Räume ab, die nicht mehr gebraucht werden und haben Scheu, Wände herauszunehmen, die nicht tragend sind, um Räume miteinander verbinden zu können.“

„Keine Frage: Vor diesen schwierigen Bauarbeiten können wir uns nicht drücken, denn wir bauen ja kein gänzlich neues Haus“, stellte er klar. „Wir bauen um. Wir bauen weiter. Wir bauen neu. Entscheidend aber ist: werden daraus wirklich Hoffnungsräume? Aus welcher geistlichen inneren Haltung heraus bauen wir weiter?“

Im Rahmen der „Transformationsprozesse“ in den deutschen Diözesen erlebe er oft, „wie wirkungsstark das ‚Weniger‘ einerseits ist und oft wie blass eine Vorstellung über ein ‚Mehr‘, was sein könnte, andererseits. Wollen wir wirklich auch wachsen? Wir dürfen uns nicht im Krisenmodus verrennen.“

Es gelte, das „Mehr“ besser in den Blick zu nehmen, etwa anhand von Leitfragen wie: „Wirklich mehr Nähe zu den Menschen und ihren konkreten Lebensfragen? Wirklich mehr Spiritualität als Statistik? Wirklich mehr Tiefe und Zeugnis unsrer Christusbeziehung als Organisation und Funktion? Wirklich mehr Vielfalt? Wirklich mehr Profil? Mehr Offenheit und weniger Selbstgenügsamkeit?“

Letztlich gehe es um „den Mut, in neuer, anderer Weise wachsen zu wollen“, so Bentz.

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