Missbrauchsstudie für Bistum Trier: Kardinal Marx und Bischof Bätzing im Fokus

Missbrauchsstudie für Bistum Trier: Kardinal Marx und Bischof Bätzing im Fokus

Am nächsten Donnerstag legt die Universität Trier ihren dritten Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier vor. Erstmals stehen dabei die Amtszeiten hochrangiger Kirchenvertreter wie Reinhard Marx und Stephan Ackermann im Fokus. Aufgrund der kirchenpolitischen Bedeutung der Beteiligten dürfte der Bericht bundesweit Aufmerksamkeit finden.

Auch der amtierende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, könnte in dem Bericht eine Rolle spielen. Er war von November 2012 bis September 2016 Generalvikar im Bistum Trier und trug somit als Leiter des Bischöflichen Generalvikariats die Hauptverantwortung für die Verwaltung der Diözese.

Bei dem kommenden Zwischenbericht handelt es sich bereits um den dritten in einer Reihe von Untersuchungen zu sexuellem Missbrauch an Kindern, Jugendlichen sowie hilfe- und schutzbedürftigen Erwachsenen im Bistum Trier.

Im Dezember 2022 hatte die Universität Trier einen Bericht zur Amtszeit von Bischof Bernhard Stein vorgelegt, der von 1967 bis 1981 amtierte. Die Studie wies nach, dass Stein beschuldigte Priester nachsichtig behandelte, von kirchenrechtlichen Strafen absah, Täter versetzte und nicht mit der Staatsanwaltschaft kooperierte.

Für Steins Amtszeit identifizierten die Forscher mindestens 305 Betroffene und 81 Beschuldigte. Laut Domradio belegten die Akten zu 17 der Beschuldigten, dass die Anschuldigungen den damals Verantwortlichen im Bistum bekannt waren.

Bereits damals hatte die Unabhängige Kommission (UAK) zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier strukturelle Vertuschungspraktiken dokumentiert. Sie kritisierte „den Umstand, dass und wie vermeintliche oder überführte Täter innerhalb und außerhalb des Bistums versetzt wurden und dass es am neuen Ort erneut zu Missbrauchstaten an Jugendlichen und Kindern kam“.

Deshalb kündigte die Kommission an, die „eindeutige Rolle und Verantwortlichkeit” der jeweiligen Leitungen und Bischöfe beurteilen zu wollen.

Im Juli 2024 folgte ein weiterer Zwischenbericht über die Amtszeit von Bischof Hermann Josef Spital, der von 1981 bis 2001 das Bistum leitete. In diesen 20 Jahren waren mindestens 194 Menschen von sexuellen Übergriffen durch Kleriker und Amtspersonen des Bistums betroffen. Die Historiker konnten 49 Beschuldigte und mutmaßliche Täter identifizieren.

Für den gesamten Untersuchungszeitraum von 1946 bis 2021 dokumentierten die Trierer Historiker bislang Taten mit 711 Opfern und 234 Beschuldigten.

Somit wird sich der kommende Bericht der bisher am wenigsten beleuchteten Phase der Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Trier widmen. Diese Phase ist kirchenpolitisch besonders heikel. Es geht um die Verantwortung von Personen, die heute auf höchster Ebene der deutschen Kirche tätig sind.

Beispielsweise bot Kardinal Marx schon im Jahr 2021 seinen Rücktritt als Erzbischof von München und Freising an. Er begründete diesen Schritt damit, dass er die Verantwortung für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Kirchenvertreter in den letzten Jahrzehnten teilen wolle.

Papst Franziskus lehnte das Rücktrittsgesuch jedoch ab. Bereits zuvor waren Vorwürfe gegen Marx im Zusammenhang mit seiner Zeit in Trier laut geworden.

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